in meinem letzten eintrag ist etwas nicht ganz richtig. in der nationalversammlung gibt es NATÜRLICH vertreter der überseegebiete. das besondere am senat ist, dass es dort zwölf senatoren gibt, welche die vielen franzosen im ausland vertreten.."représentant nos compatriotes établis hors de frances" (aus der senatsbroschüre).
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le sénat heute gabs feueralarm in der uni! weiß gar nicht, wann ich das letzte mal aufgrund einer sirene mehr oder weniger schnell einen raum verlassen musste. heute war es mal wieder soweit. mitten während meiner geschichtsvorlesung ging also auf einmal der alarm los, der prof sagte noch ein "ah, bon" und schon wurden wir vom sicherheitspersonal aus dem hörsaal geleitet, durch die cafeteria in den innenhof, wo sich schon alle anderen versammelten. in einem ernstfall ist diese innenhoflösung wohl eher suboptimal, da alle wege nach draußen durch die angrenzenden gebäude führen, nun ja....na kurzem luftschnappen und zähne klappern, da doch schon sehr kalt, ging es also zurück in den saal und alles ging seinen gewohnten gang... ach, wie gerne hätte ich ein paar neue füße....bin heute soviel gelaufen wie lange nicht mehr und dass, obwohl der streik eigentlich heute früh um 8 hätte enden sollen....das war aber nicht der fall; ein paar der gewerkschaften haben beschlossen einfach weiter zu machen, zum leidwesen der vielen pendler. ich schätze, ich weiß jetzt, wie sich die sardinen in der dose fühlen müssen, wenn sie noch am leben wären. das beste waren aber die leute, die einstiegen und "avancez" riefen. heute abend wollte ich gleich nach der uni zum louvre, eigentlich in der métro. aber unmöglich, zu viele menschen. stattdessen ein kleiner spaziergang durch paris, über den pont des arts. dann die nächste "enttäuschung": die etage mit der französischen malerei ist momentan geschlossen. also bin ich nur so ein bisschen durch die säle flaniert um dann nach hause zu fahren. heute abend sollte ja spätestens alles wieder in ordnung sein. aber in "châtelet" ballten sich die masse schon im tunnel, ich kam nicht mal auf den bahnsteig. also nahm ich ne andere bahn, fuhr bis bastille und lief noch einmal knapp 20 minuten...jippieh...mal schauen wie sich das alles entwickelt. beide seiten kündigen entschlossenheit an, es gibt nur wenig verhandlungsspielraum. aber anderen geht es noch viel schlechter. kein rer b den ganzen tag lang, also keine andere verbindung zum flughafen außer taxi. immense verkehrsstaus in und um paris. heute abend summierte sich das noch auf 280 km länge! ich hatte gestern meinen ersten großen mündlichen auftritt. eine geschichtsdebatte zum thema: "ist deutschland am ersten weltkrieg schuld?". es ging erstaunlich gut und ich glaube unsere seite war ein bisschen besser. zumindest hat die lehrerin öfter gesagt wir hätten recht und auch die anderen kursteilnehmer standen prinzipiell auf unserer seite...ein nettes gefühl. wir konnten zwar nicht alles das sagen, was wir vorbereitet hatten und mir wurde vom moderator des öfteren das wort abgschnitten mit der begründung wir hätten nicht so viel zeit, naja egal. ca y est, meine motivation ist zurückgekehrt. ich weiß nicht wie und warum, sie ist einfach wieder da...ich hoffe, dass es ihr gut bei mir gefallen wird...die letzte woche war von viel arbeit geprägt und ich fühlte mich eher gelähmt als beflügelt. bis mitte dezember bin ich gut mit essays, dossiers, referaten, rollenspielen, etc. eingedeckt. dazu kam, dass ich feststellte, dass auch an eliteunis nur mit wasser gekocht wird. in der bibliothek ist grundsätzlich nie platz, es sei denn man steht pünktlich 9h30 vor der tür und die wichtigen ansprechstellen haben fürchterliche öffnungszeiten. immer wenn ich zeit habe, ist gerade mittagspause oder geschlossen. die reader finden nicht den weg vom "lehrerzimmer" bis zur kopierstelle und wenn doch einmal, dann mit großer verspätung. wie auch immer. heute abend hatte ich ein treffen mit den leuten, mit denen ich am dienstag das tribunal d'histoire präsentieren soll. ergebnis: jeder muss am wochenende eine menge tun, da wir noch keinen richtigen roten faden gefunden haben. aber: 90 min tolles gespräch mit ganz netten menschen. wir werden das am dienstag gut machen. ich hatte das gefühl irgendwie dazuzugehören, endlich wirklich angekommen zu sein. der pessimus ist in der seine gelandet, ich in einem psychologischen hoch. das vergangene wochenende war nicht nur sehr französisch sondern darüber hinaus auch noch sehr kulturell. war am freitag wieder im louvre, was wieder sehr schön war auch wenn ich 30 min auf meine begleitung warten musste...jaja, italiener...habe es endlich geschafft mir die galérie d'apollon anzuschauen; ein extrem prächtiger saal, in dem die kronjuwelen ausgestellt sind. darüber hinaus gab es im ganzen museum tanz- und musikvorführungen von schülern des pariser konservatoriums. moderner tanz auf den skulpturen und dazu passende musik...ich fands ehrlich gesagt nen bisschen seltsam....anschließend waren wir noch was trinken in einer netten brasilianischen bar unweit der bastille. hatte heute mein zweites seminar und bin völlig begeistert. zum einen ist es sehr international besetzt, mit 1/3 franzosen, 1/3 anderen europäern und 1/3 anderer nichteuropäischer nationalitäten, vor allem amerikaner, aber auch 2 damen aus tokio und malaysia. zum anderen ist der prof auch nen kleiner kosmopolit. in boston geboren, italienischer name und prof an science po und der sorbonne; schwerpunkt: modernes italien und europäische integration. auch hier muss ein exposé gehalten werden und zudem muss sich jeder während des semesters mit einem eu-mitgliedsland auseinandersetzen. in der letzten sitzung gibt es dann eine simulation des "conseil européen". ich habe das erste mal seit langem wieder das gefühl tatsächlich etwas zu lernen und nicht nur irgendeiner vorliebe eines profs zu folgen oder sehr theoretisch zu sein. der ehrgeiz ist da, meine sache hier gut zu machen. ein vorsatz, so weit, so gut. das ist der titel des neuen films mit cecile de france und patrick bruel, welcher übrigens zuerst schauspieler war und dann sänger wurde und nicht umgekehrt. ein sehr aufwühlender streifen, aber echt gut. basiert auf einem buch, welches wiederum auf einer wahren geschichte beruht. schwer zu erklären, worum es geht ohne gleich alles zu verraten. daher empfehle ich den film anzuschauen, wenn/ sobald er in in deutschland anläuft. glückwünsche an die deutschen damen...ein weltmeistertitel, der in mehreren sparten in die geschichte eingehen wird. musste den erfolg leider im radio verfolgen, da hier gar nichts im fernsehen übertragen wurde. nicht einmal auf den chinesischen sendern! und das französische fernsehen ist sehr auf die rugby-wm fixiert. gestern qualifizierten sich les bleus fürs viertelfinale, in welchem sie in cardiff auf den titelfavoriten neuseeland treffen... |